Der Geist des Franziskus 

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di qui passò Francesco
Häufige Fragen

1. Was ist ein Pilgerweg?
Viele Male habe ich diese Frage gehört und oft habe ich geantwortet: „Nimm deinen Rucksack auf die Schulter, begib dich auf den Weg und du wirst es wissen.“
Obwohl ich sicher bin, dass dies die einzig mögliche Antwort ist, weil nur die eigene Erfahrung eine direkte Antwort auf unsere Fragen gibt, möchte gerne etwas dazu das sagen, ohne irgendeinen Anspruch auf Objektivität zu erheben. Für mich bedeutet Pilgern meine Seele zu schultern, die Sicherheiten und Gewohnheiten hinter mir zu lassen, sowohl mein Gepäck als auch meine Ansprüche – die seelischen und die praktischen – auf ein Minimum zu reduzieren und in eine unbekannte Welt aufzubrechen. Dabei ist dieses Unbekannte nicht der Weg, den ich verfolge, oder die Frage, wo ich schlafen werde. Das lässt sich mit Hilfe des Führers und der Karten klären. Es ist aber auch nicht meine Beziehung zu den Plätzen, die ich durchwandere, und zu den Leuten, die mich grüßen werden. Das Unbekannte bin ich selbst, bin ich, jenseits des Schneckenhauses, welches das Leben um mich herum geformt hatte.

2. Aber was ist nun der Unterschied zwischen einem Pilgerweg und Trekking?
Von der praktischen Seite her keiner. Ich stehe jeden Tag auf, packe meinen Rucksack und mache mich auf den Weg, genieße die Schönheit der Orte, die ich durchwandere, unterhalte mich mit Leuten, die ich treffe oder mit meinen Reisegefährten. Ich komme an meinem Ziel an, erhole mich und am nächsten Tag fange ich von vorn wieder an. Aber die Einstellung ist eine andere und vielleicht auch der „Ruf“, der mich auf den Weg gebracht hat.
Es kann auch sein, dass ich zu einer „Trekkingtour“ nach Rom oder Santiago aufbreche und erst unterwegs erkenne, dass ich nicht wandere, sondern pilgere. Beim Pilgern bricht mein Inneres auf. Vergangenes und Gegenwärtiges, Sorgen und Freuden, auch Schuld, kommen zutage, für jeden von uns auf seine Art, verschieden und einmalig.
Es bricht mir das Herz, wenn ich Leute, die nie diese Erfahrung gemacht haben, reden höre: „Pilgern ist ja heute so modern, viele betreiben es als Sport, um billig Urlaub zu machen.“ Sie sagen das, weil sie so tun, als ob sie wüssten, was in den Herzen anderer vor sich geht, obwohl sie oft nicht einmal wissen, was in ihrem eigenen Herzen vor sich geht. Ich kann das nicht gut heißen, weil ich sicher nicht wusste, warum ich ausgerechnet die spanischen Pilgerwege gewählt hatte, aber trotz allem ging ich los, wie so viele andere, mit offenem Herzen und mit Vertrauen.

3. Was ist der Unterschied zwischen einem klassischen Pilgerweg und dem Franziskusweg?
Ein Pilgerweg führt in der Regel zum Grab eines Heiligen. Aber der Franziskusweg endet nicht in Assisi – und das soll er auch nicht. Er soll den Pilgern helfen, in Gesellschaft des „Heiligen von der Straße“ zu wandern. Und indem sie seinen Fußstapfen folgen und einige seiner wichtigsten Plätze aufsuchen und durchwandern, entdecken sie, was er uns nach 800 Jahren noch zu sagen hat. Es ist wunderbar Assisi zu erreichen und in der warmen Dunkelheit der Krypta der Basilika zu sitzen: Es ist, als ob man das schlagende Herz der Reise erreicht hätte, aber damit sind wir nicht am Ziel. Wir wandern weiter und tragen noch die wunderbare Last dieses Augenblicks in uns. Tatsächlich entdecken wir erst später, was der Weg für uns bedeutete. Wir gehen nicht zum Grab des Franziskus, zielstrebig, auf kürzestem Weg, sondern wir gehen mit Franziskus. Indem wir seine Wege und Umwege nachgehen, wird er unser Weggefährte, den wir Schritt für Schritt besser kennen lernen. So wie er werden wir Tag um Tag besser verstehen, warum wir uns überhaupt auf diesen Weg gemacht hatten. Vielleicht wird unsere eigene Pilgerfahrt kurz sein, wir werden sicher weniger radikal in unserer Wahl sein als er, aber für wenige Augenblicke können wir erahnen, was er suchte.

4. Was sind nun wirklich die Schwierigkeiten?
Wer nach Santiago gepilgert ist, wird den Franziskusweg schwieriger finden, weil es mehr auf und ab geht. Es geht mitunter steil hinauf zu Einsiedeleien (und wieder hinunter), die Wege verengen sich zu Pfaden, aber im Grunde kann man weder von echten Schwierigkeiten noch von Gefahren sprechen. Einige Abschnitte sind eher lang, weil es noch zu wenig Zwischenunterkünfte gibt.
Aber die wunderbare Einsamkeit der toskanischen und umbrischen Hügel ist hinterher von vielen ganz besonders betont worden: Es gibt nur wenige Abschnitte auf dem Jakobweg, die landschaftlich mithalten könnten!
Vom Praktischen her braucht man sicherlich Orientierungssinn und Erfahrung im Kartenlesen; man muss wissen, was es heißt, einen Rucksack 2–3 Wochen lang auf dem Rücken zu tragen; man braucht Geduld und eine „positive Einstellung zum Abenteuer“, wenn man nicht alle paar Meter einen Pfeil findet wie am Jakobsweg: Man wird mit dem Führer in der Hand unterwegs sein müssen, um sicher zu gehen, auf dem richtigen Weg zu sein.

5. Werde ich immer Essen und Unterkunft finden?
Die Unterkünfte, die im Führer erwähnt sind, sind von jenen entdeckt worden, die den Weg bereits beendet haben, und sie geben die Gewissheit, dass du am Ende des Tages ein Dach über deinem Kopf haben wirst. Es kommen laufend neue Adressen dazu, aber es ist auf jeden Fall notwendig, sich in den Herbergen, Klöstern etc. anzumelden. Man sollte sich am besten einige Tage früher anmelden.

6. Wie viel wird es mich kosten?
Wir sind hier nicht in Spanien. Das Leben in Italien ist teurer und wir besitzen noch kein „Netzwerk“ von Pilgerherbergen wie am spanischen Jakobsweg. Ganz ohne Gasthöfe und professionelle Beherbergungsbetriebe kommt man kaum durch und die haben ihre Preise. Daneben gibt es aber auch kirchliche und private Häuser, die Pilger für einige wenige Euro oder gegen eine Spende aufnehmen, die bereitwillig ihre Türen öffnen, um Gäste hereinzulassen, deren „Augen voll des Windes und des Regens von ihren Wegen“ sind.

 

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